Das Vorlesen gehört, wie das Zähne putzen, in vielen Familien zum Alltag. Wir haben für euch ein paar Tipps und Tricks gesammelt, damit ihr auch wirklich das Beste aus diesen wertvollen Situationen herausholen könnt.

Machen wir uns vorab einmal bewusst, was das Gehirn des Zuhörenden alles leisten muss:

  • Konzentration/Fokussierung über einen längeren Zeitraum auf einen Reiz
  • Worte nur über das Hören (auditiver Kanal) aufnehmen, verarbeiten und deren Sinn erfassen (Sprachverständnis)
  • Sich Inhalte und Handlungsbeschreibungen merken (auditive Merkfähigkeit)

Hieran kann man erkennen, dass das Zuhören einer Geschichte eine echte Denksportaufgabe, gerade für ein kleines Köpfchen ist. In Hinblick auf diese Leistung des Gehirns erschließen sich ein paar einfache „Grundregeln“, die dem Kind das Zuhören und Verstehen erleichtern werden.

 

  1. Mach mal ´ne Pause!

Umso jünger das Kind, desto schwieriger wird es ihm fallen, sich lange auf die Geschichte zu konzentrieren. Deshalb sollten immer nur kurze Textabschnitte vorgelesen werden. Meist geben die vorgegebenen Kapitel eine grobe Orientierung einer, für das entsprechende Alter angemessenen Textlänge. Da jedes Kind aber eine andere Aufmerksamkeitsspanne besitzt und dies auch von äußeren Faktoren abhängig ist, sollte hier jedoch individuell geschaut werden, wie lange am Stück vorgelesen wird. Da sich viele Kinder nicht mit einem Kapitel zufrieden geben werden, sucht in kurzen Lesepausen den Blickkontakt des Kindes. Damit lenkt ihr die Konzentration kurz vom Buch auf das Miteinander. Durch diesen veränderten Fokus hat das Gehirn kurz „Verschnaufpause“, da es sich z.B. der Kommunikation mit dem Elternteil zuwendet. Danach ist es wieder aufnahmefähiger für die zweite Vorleserunde.

 

  1. Die Bilder sind der Schlüssel!

Die Bilder sind der Schlüssel zum Verständnis der Geschichte und unterstützen die Konzentration.  Wie erwähnt ist das Zuhören einer Geschichte eine reine auditive Leistung. Sorgen wir doch dafür, dass mehrere Sinne angesprochen werden! Durch das Anschauen der Bilder binden wir auch den visuellen Wahrnehmungskanal mit ein. Was das Kind aufgrund von alterstypischen Konzentrations- oder Sprachverständnisschwierigkeiten noch nicht erfassen kann, wird eventuell durch die Bilder deutlicher. Unterbrecht die Geschichte also ruhig an geeigneten Stellen und wendet die Aufmerksamkeit des Kindes bewusst auf das  entsprechende Bild.  Hier sollte auch mit eigenen Worten kurz der Inhalt des Abschnitts mit Zuhilfenahme des Bildes erläutert werden, was wiederum das Verständnis des Inhalts unterstützt.

„Guck mal, hier auf dem Bild rutschen Toto und Elfi den Stoßzahn des Elefanten herunter, um ihn zu putzen.“

  1. Eine Stimme für die Sprachentwicklung!

Innerhalb der Sprachentwicklung eines Kindes ist es völlig normal, dass nicht jeder Satz der Geschichte im Detail erfasst wird. Entweder weil das Kind einige Worte noch nicht kennt, oder die grammatische Struktur des Satzes zu kompliziert ist. Einige 4-Jährige können schon komplexe Inhalte erfassen, einige brauchen einen einfacheren Satzbau zum Verständnis.

Mit dem Wissen, dass das Kind in dem Alter noch Unterstützung beim Verstehen von (komplexeren) Inhalten benötigt, können wir als Vorlesende/r eine große Hilfestellung geben: Benutzt eure Stimme, um den Worten Emotionen und den Personen eine Seele zu geben. Dazu ist es gar nicht nötig sich wie ein Theaterschauspieler auf großer Bühne aufzuführen. Häufig reichen schon kleinste Variationen von Lautstärke, Sprechtempo, Artikulationsschärfe und Stimmhöhe aus, um eine Geschichte mit mehr Leben zu füllen. Durch die dadurch erzeugte Spannung verlängert ihr nebenbei die Konzentrationsspanne.  Hier ein Beispiel: Wenn das Kind rein sprachlich nicht versteht, dass Toto gerade traurig ist, wird dies mit der leiseren, tieferen Stimme des/der Vorlesenden deutlich. Natürlich kannst du dies auch mit deiner Mimik oder kleinen Gesten unterstützen. Hierbei musst du jedoch bedenken, dass zu viele und große Gesten wiederum ablenkend wirken können!

*Spannende Tipps zum Stimmgebrauch beim Vorlesen könnt ihr im nächsten Beitrag von Vicki, als professionelle Syncronsprecherin nachlesen.

  1. Mach mal langsam!

Beim alltäglichen Kommunizieren tun wir es wahrscheinlich schon automatisch. Mit jüngeren Kindern sprechen wir langsamer. Ein positiver Aspekt des langsamen Sprechens ist der, dass wir automatisch deutlicher artikulieren. Das entspricht genau dem Aspekt, der das Sprachverstehen und die Sprachentwicklung positiv beeinflusst. Kleine Kinder benötigen mehr Zeit die Sprache zu verarbeiten und Informationen zu erfassen, ähnlich wie es bei uns Erwachsenen beim Erlernen einer Fremdsprache wäre. Beim Vorlesen vergisst man diesen Aspekt jedoch häufig, da unser normales Lesetempo gewohnheitsmäßig höher ist als das angepasste Sprechtempo im Alltag. Lest langsam! Dadurch seid ihr deutlicher in eurer Aussprache und habt noch dazu mehr Zeit für Variationen eurer Stimme (siehe Punkt 3).

Mehr nützliche Tipps und Tricks folgen in Teil 2!

 

Jule ist eine der beiden Geschäftsführerinnen der »good time stories UG«.

In der Arbeit an den Abenteuern von »Toto & Elfi« sorgt die 34-jährige Wahlberlinerin für ein ansehnliches Äußeres der Bücher und steht immer für ein kreatives Brainstorming bereit. Neben diesem Herzensprojekt hat sie außerdem einen Job als Logopädin und integrative Lerntherapeutin in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie. Somit ist sie in Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen diejenige, die euch die Ideen liefert, mit denen die Themen aus den »Toto & Elfi« – Folgen aufgearbeitet werden können.

Als Songwriterin der Kinderlieder ist sie zudem der »Master of Music« der Firma.